Dienstag, Oktober 24, 2006

Die Lotusblüten-Gesellschaft

Salzburg ist bekanntlich die Stadt der Reichen und Schönen, derjeniger die viel haben und noch viel mehr wollen und der Möchtegerns. Eine veritable Melange ganz im Sinne Mozarts also.
Neulich war ich auf der Steinterrasse, und während man unter tags beim Kaffee schon all die schönen Leute trifft, die man sonst tunlichst meidet - weil’s halt außer schön sonst auch schon nix sind – und man nach einem solchen Bad in der Menge eigentlich sofort heimfahren muss um mindestens drei Stunden sein inneres Kind zu streicheln und den Schock zu verdauen, habe ich am vergangenen Donnerstagabend festgestellt, dass das Publikum zu später Stund’ noch ein bis zwei Schäuferl drauflegen kann.
In Claudia, der Freundin mit der ich mir diese Kuriositätenschau gegeben habe, hatte ich natürlich eine perfekte Gesellschafterin: wir beobachten beide gerne Leute, und richten's dann aus. Typisch Frauen, oder? Aber nachdem der Zorn der Hölle ja bekanntlich nicht so heiß brennt, wie der einer verlassenen Frau, streue ich meine kleinen sarkastischen Bemerkungen hemmungslos unters Volk.

… Na gut, ein bisserl abgeschweift vom eigentlichen Thema, aber ich will die beiden Enden des roten Fadens wieder zusammenknüpfen …

Also, das Abendpublikum auf der Steinterrasse ist eine eigene Crowd, es zählt nur Geld, Aussehen und dass man möglichst sichtbar teures Gewand aus dem Fashion-Outlet in Parndorf präsentiert. Man ist demonstrativ lesbisch oder schwul, weils ja en vogue ist, exaltiert sowieso und auch wenn der Metrosexuelle Trend eigentlich schon lange wieder passé ist, als Mann muss man sich unbedingt die Augenbrauen zupfen und ein bissi schminken, gell!
Ich habe über diese schönen, hirnlosen Hüllen mal ein bisschen nachgedacht und mir fällt ein super Vergleich ein: Der Lotuseffekt.

Das Lotusgewächs wurzelt zwar im Schlamm, aber seine Blätter und Blüten werden nie schmutzig, weil sie über eine einzigartige Oberflächenversiegelung (die man übrigens seit Jahren erforscht um sie technisch nützen zu können) verfügen; so perlt Wasser oder Schmutz einfach von den Blättern ab und es können sich keine schädlichen Organismen auf der Pflanze bilden.
Wenn ich jetzt also einen direkten Vergleich zur gewöhnlichen Stein-Klientel, oder zu den üblichen Republic-Gehern ziehe, dann werden da doch frappierende Ähnlichkeiten schlagend:
Der Möchtegern mit Dolce&Gabbana-Sonnebrille und akkurat rasiertem Erol-Flynn-Bärtchen kommt normalerweise aus Lehen oder Itzling – oder wohnt auf Zimmer 322 *g* - gibt den großen Macher mit nichtversiegenwollenden Geldquellen und perfektem Styling. Er möchte gerne in der Oberliga mitspielen, aber eigentlich sind seine Eltern entweder Österreicher mit Migrationshintergrund (wie HC Strache das so schön formuliert hat für uns im Wahlkampf), oder g’standene Mühlviertler Bauern … also quasi die Wurzeln im Schlamm.
Damit die „Freunde“ also nichts von diesen Peinlichkeiten mitkriegen, wird gekünstelt wo es nur geht. Aalglatte, schöne Menschen präsentieren sich einem also und sie sind so perfekt, dass man glaubt an denen perlt alles ab. Es geht nix rein, beispielsweise Verstand, weil Null plus Null ist immer Null - wo nix is kann nix werden – und dementsprechend wenig gehaltvollen Output darf man auch erwarten. Keep your life simple! Nichts bringt sie aus ihrer Ruhe, aus ihrem savoir-vivre … sie sind eben Teil der In-Crowd, der Fest-Mafia, sie sind die Lotusblüten-Gesellschaft!

Natürlich hab ich hier jetzt maßlos übertrieben, aber meine Leser kennen mich und meine Blogs ja nun bereits einige Zeit und ich bin überzeugt, dass das was ich eigentlich ausdrücken wollte auch angekommen ist.
Ich kann nichts dagegen tun, dass ich so bin wie ich bin und mir so viele Gedanken mache … sometimes I wish I was a simple mind ;-)

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

Life is painless for the brainless!

9:06 PM  
Blogger Christian Genzel said...

Ich war einen Tag später auf der Steinterrasse, aber ich habe mir die anderen Leute eigentlich gar nicht angeschaut, und scheine auch durch's Unschön-Sein nicht weiter aufgefallen zu sein.

2:38 PM  
Anonymous Anonym said...

also mit deiner schlamm-wurzel-metapher hast du mich fast ein bisserl ins mark getroffen

2:21 PM  
Anonymous Anonym said...

Du definierst dich schon des Öfteren im Kontrast zu irgendwelchen Schnöseln am NaWi-oder Geschichte-Fest, auf der Steinterrasse oder sonstigen Treffpunkten der Neureichen und Neuschönen. Warum müssen diese armen hirnlosen Oberflächen trotzdem noch immer als Bezugspunkt herhalten? Geht von diesen Typen doch irgendeine eigenartige Faszination aus?

5:40 PM  

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