Montag, Oktober 03, 2005

5-4-3-2-1 .... jetzt pressiert's!

Ich war am Wochenende, genauergesagt am Samstag, in München um das Oktoberfest in seinen letzten Atemzügen doch noch zu erleben. Die Wiesn und ihre partypeople waren aber nicht der einzige Grund um wieder einmal ein Bayernticket zu kaufen und die kurzweilige Reise im Bummelzug anzutreten; bei Müller gingen mir die Augen über! Soo viele CDs und DVDs, da hat mein Suchsystem für Belustigung gesorgt; ich gehe meistens alle Regale von A-Z durch, und das dauert in so einem Geschäft dann doch so ein, zwei Minuten. Natürlich hab ich meine Kreditkarte gezückt und kann nun "Relationship of Command" von At the Drive-in und "Almoust Famous", einen meiner Lieblingsfilme seit geraumer Zeit, mein Eigen nennen ... und ich habe meine Oasis Sammlung vervollständigt.

Leider hat ja am Samstag das Wetter wieder einmal nicht mitgespielt; zwar war es in der Früh noch überwiegend blau am Himmel, aber dann öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ es regnen und regnen und regnen. Was soll man da bitte machen? Die Salzburgerlisi, die ja noch nie vorher in München war, wurde ganz billig mit Müller und Kaffee im Starbucks abgespeist; vielleicht hätten wir uns noch in die Altstadt gewagt, wenn wir einigermaßen regenfest gekleidet gewesen wären, aber ohne dichte Schuhe und Regenschirm ist Sightseeing doch eher witzlos.

Nachdem wir uns dann mit einem ganz gewöhnlichen Kaffee aufgewärmt hatten - soviel Auswahl und Hektik bei Starbucks überfordert sogar uns Koffein-Junkies! - ging es dann mit der U-Bahn zur Theresienwiese. Das vorerst witzigste an diesem Tag war der arme Bedienstete der Münchener U-Bahn AG, der den mehr oder weniger illuminierten Wiesnbesuchern folgendes wie ein Mantra vorbetete: "Loßts zeascht de Leit naus, nocha kennts eisteign. Nur koa Host, der Zug hot Endstation Theresienwiesn. Leitln deats ma den Gfoin, zeascht naus donn nei. Soda, des is jo goanet so schwa. Da nächste Zug foahrt in zwoanzg Sekundn ... zehn, fünf, vier, drei, zwoa, oans ... jetzt pressiert's!"

Enter da Wiesn! Szenerie: ein verregnetes riesiges Jahrmarktgelände, auf dem Asphalt läuft Regenwasser in kleinen Rinnsalen in Richtung Abfluss und vermischt sich vorher noch mit Bier, Glassplittern, aufgequollenen Zigarettenstummeln und aufgeweichten Papierservietten zu einer ekelerregenden Brühe. Überall sind Menschen, vorwiegend bayerische Eingeborene, die in der Krachledernen und im Dirndl herumwuseln - manche von ihnen haben leichte Amplituden beim Gehen. Es riecht nach Bratwürstel, gebrannten Mandeln, Langos und Lebkuchen zugleich; ich bin mir nicht sicher, ob mich wegen dieser olfaktorischen Vergewaltigung gerade Weihnachtsstimmung oder Übelkeit beschleicht.
Wir versuchen uns einen Weg durch die vielen Bajuwaren zu bahnen, begegnen ein paar Österreichern, kommen in kein einziges Bierzelt - "wegen Überfüllung geschlossen" - konsumieren daher auch nichts, nehmen noch mal eine Nase Bierausdünstungen vom Vordermann und verlassen dann dieses Spektakel mit der nächsten U-Bahn.

Was gibt es schöneres, als in einem überfüllten Regionalzug mit Oktoberfest-Gehern und Schlachtenbummlern nach Salzburg zu fahren? Zum Beispiel, dass der Zug zwar am Hauptbahnhof wegfährt, aber in München Ost den Leuten androht nicht weiterzufahren, wenn nicht alle aus den Zwischenräumen der Waggons aussteigen! Zum Glück haben wir noch ein paar Sitzplätze ergattert und relativ entspannt die Heimfahrt genossen - bis der (ich unterstelle das jetzmal) besoffene Lokführer, nach der üblichen Ansage "Die DB begrüßt sie im Regionalzug blabla von München Hauptbahnhof nach Salzburg Hauptbahnhof ..." die Musik aus seinem Kämmerchen durchschaltete. Damit wir alle was von der Gaudi haben! Zuerst gabs typische Bierzelt-Musik, dann Pink Floyd.

Und wieso spielen die nie Hans Söllner - der hätte das perfekte "Wiesn-Anthem":

Mir san nu so richtige Bayern,
mir stingan noch Kuahstoi und Schnops,
mir saufn wia de Lecha,
und Sechzga-Fans samma a

Auf d'Nocht do gemma zum Fenstaln,
mit Haferlschuah und Huat,
und a Preiß, wenn bloß sei Mei aufmocht,
daun hot er Pech ghobt, daun spuckt er Bluat...

Ach ja, eine kleine historische Notiz am Rande: das Oktoberfest gab es das erste Mal anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig mit Therese von Sachsen-Hilburgshausen im Jahr 1810. Schon komisch, dass in unserem Kulturkreis alle Traditionen mit Alkohol zusammenhängen, oder fällt wem ein Gegenbeweis ein?

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

ich glaub sternsingen ist (zumindest ursprünglich) nicht auf "einen weiteren grund für alkoholkonsum" zurück zu führen

aber das fest des huhnes gibt aufschluss über die österreichische tradition

8:24 PM  
Anonymous Anonym said...

Ma ja, des hamma doch bei Herdin im ersten Semester angschaut.

Naja, ich als lt. Taufschein Evangelische hab mit dem Sternsingen nix am Hut. Aber ich werd's recherchieren *g*

2:30 PM  
Anonymous Anonym said...

Jetzt könnte man natürlich darauf hinweisen, daß Sternsingen aber nüchtern auch nicht zu ertragen ist.

8:52 PM  

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