Dienstag, Jänner 16, 2007

Mother Nature’s Son

Momentan haben wir ja in unseren Breiten ein sehr mildes, geradezu atypisches Winterwetter mit teilweise 15 Grad plus. Gestern und heute konnte ich beispielsweise schon im kurzärmeligen T-Shirt auf meinem Balkon sitzen und nachmittags gemütlich eine Tasse Kaffee trinken – Mitte Jänner!!!

Dieser Umstand hat mich doch zum Nachdenken angeregt, denn wie wird sich dieser Klimawandel – der mir erst seit den letzten zwei, drei Jahren so richtig aktiv auffällt – weiter entwickeln?
Die Polkappen schmelzen gemütlich dahin und vor kurzem hat sich in der Antarktis die größte Eisscholle überhaupt abgelöst; sie hat die Größe der Stadt Salzburg. Während Hochwasser in unseren Breiten sowieso mindestens zweimal pro Jahr dazugehören und mich, die im Hochwassergebiet aufgewachsen ist, noch nie sonderlich beeindruckt haben, treten immer häufiger Sturmfluten und Orkane am bottnischen Meerbusen auf.
Gestern konnte ich mich in der aktuellen Profil-Ausgabe davon überzeugen, wie Hamburgs Landungsbrücken einfach aufgrund der Wassermassen nicht mehr zu sehen waren und das „Pupasch“ (ein Lokal an den Landungsbrücken) war garantiert bis unter die holzverkleidete Decke voll hanseatischem Hafenwasser.

Die immer seltener werdenden Jahreszeiten machen auch nicht mehr so richtig mit; so weichen Frühling und Herbst unisono einer generellen Übergangszeit die von Februar bis Juli und dann von September bis Dezember dauert. Ist doch top, oder? Als ich mir vor einigen Jahren im Kino Roland Emmerich’s Endzeit-Blockbuster „The Day after Tomorrow“ ansah (der jetzt übrigens demnächst wieder im ORF zu sehen sein wird), dachte ich mir ehrlich gesagt:“Was für eine Show! Da wurden Abermillionen von harten US-Dollar in die Produktion gesteckt und was sieht man? Eine Aneinanderreihung von Specialeffects die utopischer nicht sein können!“
Mittlerweile habe ich diese Meinung nicht vollkommen, aber teilweise revidiert. Im Film setzt eine Monsterwelle New York unter Wasser … einige Zeit später hatten wir das verwüstete New Orleans und den Tsunami nicht mehr nur auf der Leinwand sondern mit all seiner unbändigen, naturgegebenen Gewalt da und konnten uns wochenlang, Tag für Tag von den Schicksalen der Opfer berichten lassen.
Ich erinnere mich vage an eine Szene in TDAT, wo die Temperatur auf etliche Grade unter Null fällt und Benzinleitungen an fliegenden Helikoptern einfrieren und sie damit zum Abstürzen bringen … wir brauchen gar keine Helikopterabstürze in Wirklichkeit, es reichen die paar hundert Tote jedes Jahr in Sibirien, oder der kürzlich verhängte Kältenotstand in Kalifornien. Fakten die uns eigentlich aus unserer Lethargie reißen sollten!

Die Frage ist natürlich, was man anhand der globalen Erderwärmung wirklich an Gegenmaßnahmen setzen kann als Individuum; schließlich macht es ja die Masse aus. Es fängt wohl bei so banalen Dingen an, wie der optimalen Ressourcennutzung: sicherlich wird es direkt keine Auswirkungen haben, wenn man beim Zähneputzen das Wasser laufen lässt, obwohl man es gar nicht benötigt, oder wenn man sämtliche Elektrogeräte in der Wohnung auf standby laufen lässt, aber wenn sich jeder ein wenig mehr zusammenreißen würde, könnte man wenigstens ein ruhigeres Gewissen haben.
Der aktuellste Beitrag in Sachen zivilisierte Dekadenz ist wohl die Präparierung der Streif in Kitzbühel für das Hahnenkamm-Rennen. Freilich bin ich Jahr für Jahr live dabei, wenn die Athleten der schifahrenden Zunft todesmutig den Hang hinunterbrettern (und freue mich natürlich wie das Christkind, wenn „wir“ gewinnen); aber wenn’s halt wegen der milden Wetterlage Schneemangel gibt, verleg ich das Rennen in eine beschneite Region, oder sage es eben ab.
Heute werden hunderttausende Euro (aus welchem Pot des Staatshaushaltes auch immer) genommen und 2.000 Tonnen Schnee von der Glockner Hochalpenstraße herangekarrt und dann noch per Hubschrauber auf die Piste verteilt damit die (inter-)nationale Prominenz dann am Wochenende glühweinnasig in die Kameras des ORF grinsen kann und die siamesischen Sportkommentator-Zwillinge Robert Seger und Hansi Hinterseer in komplementärfarbenen Norwegerpullis ihren Senf dazugeben können! Ja, Himmelherrgott in welcher Welt leben wir denn bitte? Wie gesagt: wenn’s von der Wetterlage her einfach keinen Schnee gibt, dann gibt’s halt auch kein Rennen. Was hätten’s denn früher gemacht als Product Placement und Werbeverträge der Sportler noch nicht das Um und Auf im Sport waren?

In fünfzig Jahren werde ich dann meinen Enkeln von dem sagenhaften Schisport erzählen, wo man damals über schneebefallene Hänge gazellengleich ins Tal abfuhr und die Mädchen oder Buben werden mich mit großen Fragezeichen in den Augen ansehen und ich werde dann wehmütig lächeln und sagen: “Ach ja, damals 2006 als es noch Schnee bis an die Hüfte gab - ihr wisst schon, Schnee das ist gefrorener Regen – da gab es eine Sportart namens Schifahren. Man schnallte sich zwei lange dünne Bretter an die Füße und rutschte den Hang hinunter.“ Und die Kinder werden sagen: „Ja, das haben wir auf Klassenfahrt im Sportmuseum gesehen. Und unser Lehrer in der Schule hat auch behauptet, dass es damals noch keine Olivenhaine und Bananenstauden-Plantagen in Obertraun gab.“

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hab mir das gestern auch gedacht. Was ist wohl der unsinnigste Job der Welt? Schnee vom Glockner nach Kitzbühel fliegen, damit die dort schifahren können (Ok, ich war dann arbeiten im Cineplexx und hab den Buffetmädls beim Nachoschlichten zugeschaut, das ist auch weit oben auf der Liste). Wenn man das in 40 Jahren irgendwem erzählt, die lachen uns alle aus.
Aber es stimmt schon, irgendwas passt da garnet. Und es ist vorallem genauso, wie es Al Gore in seinem "Inconvenient Truth" beschrieben hat.

10:39 AM  
Anonymous Anonym said...

martina, du sprichst mir aus der seele. die krönung ist ja, dass anscheindend der von hubschraubern beschneite hang chemisch behandelt wird, damit ihn der regen nicht sofort zerstört (das wäre noch die einzige mögliche bedrohung für das österreichische superlative-event)

obwohl ich sagen muss, dass mich die vorschau von tdat schon sehr abgeschreckt hat (so ein typischer amy-heroen-es-ist-alles-so-tragisch-
aber-wir-werden-die-welt-retten-
schwachsinn) überhaupt sehr interessant, dass die usa immer retter der welt sind, obwohl sie eines der länder sind, die am meisten energie verbrauchen... (jaja ich weiß, hollywood-filme sind nicht unbedingt die realität)

5:27 PM  

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