Donnerstag, November 10, 2005

"Du musst hell leuchten, sonst blendet es nicht" (FM4)

Ein Mensch - und das geschieht nicht oft -
Bekommt Besuch, ganz unverhofft,
Von einem jungen Frauenzimmer,
Das grad, aus was für Gründen immer -
Vielleicht aus ziemlich hintergründigen -
Bereit ist, diese Nacht zu sündigen.
Der Mensch müßt nur die Arme breiten,
Dann würde sie in diese gleiten.
Der Mensch jedoch den Mut verliert,
Denn leider ist er unrasiert.
Ein Mann mit schlechtgeschabtem Kinn
Verfehlt der Stunde Glücksgewinn,
Und wird er schließlich doch noch zärtlich,
Wird er's zu schwach und auch zu bärtlich.
Infolge schwacher Reizentfaltung
Gewinnt die Dame wieder Haltung
Und läßt den Menschen, rauh von Stoppeln,
Vergebens seine Müh verdoppeln.
Des Menschen Kinn ist seitdem glatt -
Doch findet kein Besuch mehr statt. (Eugen Roth)

So. Gestern war Geschichte-Fest, und getreu meinem Vorsatz einmal alle zwei Semester auf ein Studentenfest zu gehen, war ich mit von der Partie. Leider war unser hochgeschätzter Wasserläufer gesundheitlich verhindert, aber wie bereits telefonisch vereinbart werden wir unsere tiefschürfenden Gespräche über Roadrunner-Records bald fortsetzen (hab ein Bierchen auf dich getrunken, Elmar!).

Ich liebe es ja Leute zu beobachten! Ich stand also mit einem Becher Hopfenblütentee in einem Pulk aufgebrezelter (Jung-)Frauen und gelackter Burschen herum und hörte, wie sich die eine über ihr Seminar beschwerte und die andere (während sich ihre Brust fast aus dem offenherzigen Ausschnitt dekolletierte) erklärte mir, dass sich die 170 Euro für ein Paar Timberland-Winterschuhe schon auszahlen...
Tendenziell laufen auf diesen Festen eigentlich Schaufensterpuppen herum, man könnte auch von inversem H&M Product placement sprechen. Beliebte Gesprächsthemen sind natürlich für den Einstieg die Uni und verhasste Professoren, gehaltvolle Gespräche sind Mangelware am Institut für Geisteswissenschaften. Und um das intellektuelle Vakuum auch noch schön zu verpacken greifen neuerdings auch Herren zu Selbstbräunern (oje) - zumindest "Olf" (Name v. d. Redaktion geändert).
Ich möchte an dieser Stelle mal was los werden: Eitelkeit in gesundem Maß ist vertretbar, Selbstbewusstsein ebenso ... allerdings hilft die schönste und aufwändigste Verpackung nichts, wenn man menschlich nichts bzw. wenig zu bieten hat.

Mag sein, dass ich Eugen Roth falsch interpretiere ... wahr ist aber leider, dass die meisten Frauen und Männer nur auf Äußerlichkeiten schauen und Wert legen, sodass ihnen der liebste Mensch in löchrigen Hosen oder mit Drei-Tage-Bart einfach durch die Lappen geht. Manche Leute können von all diesen gesellschaftlichen Normen "wie-etwas-zu-seien-hat" komplett gefrustet dann nur klein beigeben und sich dem Mainstream fügen, sich auch in eine glänzende Verpackung stecken, die mitunter zwickt. Oder sie verzweifeln fast daran, dass niemand das funkeln in ihren ungeschminkten Augen wahrnimmt...

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

Ich verstehe nur zu gut, was du meinst. Andererseits ist das Geschichte-Fest nicht unbedingt der ideale Ort, um eine gepflegte Unterhaltung zu führen. Da geht man wahrscheinlich nur hin, wenn man sich ein paar Bier reinschütten und die attraktive Oberfläche des jeweils anderen Geschlechts begutachten will. Vielleicht haben ja die meisten, die wie du denken, schon vor langer Zeit das Handtuch geworfen und halten sich von solchen Orten fern. Wo sie sich allerdings verstecken, kann ich dir auch nicht sagen.

8:26 PM  
Anonymous Anonym said...

Wahrscheinlich ist generell mein Anspruch an die Umwelt zu hoch, denn ich versuche immer mich mit Leuten zu umgeben, von denen ich lernen kann.
Dass diese Feste nicht der geeignete Platz dafür sind, war mir bewusst; allerdings erschreckt es mich immer wieder, dass sich nichts ändert.

10:57 AM  
Anonymous Anonym said...

Ist wirklich dumm gelaufen am Mittwoch, aber so halbfit auf einem Festl dahinvegetieren ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Danke auf jeden Fall für das Bier und natürlich ist unser Gespräch über Labels, metallische Musik und die mehr oder weniger wissenschaftliche Auseinandersetzung damit nur aufgeschoben.
Ganz objektiv und vollkommen uneingenommen muss ich aber darauf hinweisen, dass das GS-Fest im Vergleich mit anderen Festln auf der GESWI noch immer "Top of the Pops" ist. Solltest du dich aber wirklich so verlassen und deplaziert gefühlt haben, so nehme ich einen Teil der Schuld selbstverständlich auf meine Kappe und verspreche hochheilig mich zu bessern (und mich das nächste Mal bei dir zu melden, wenn ich mich in Sbg. herumtreibe)!


lg Elmar

"A lonely life
Where no one understands you
But don't give up because the music do
Music Do!"
(KORN - Twisted Transistor)

5:26 PM  
Anonymous Anonym said...

Die bravo fotolovestory hat sich seit ihrer einführung im jahre schnee auch nicht verändert und die kommt immer noch gut an
(davon ableiten lässt sich eine fotolovestory auf den studentenfesten mit den gleichen charakteren, aber im richtigen alter und nicht um 5 jahre jünger gespielt)

das einzig interessante auf der geswi ist wahrscheinlich der filmriss, aber für unser geistiges wohl gibt es ja glücklicherweise noch (spärlich gesäte) kulturelle institutionen (arge, rockhouse, bongobar *gg*...)

11:06 AM  

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