Sonntag, Dezember 11, 2005

Get rich or try dying??

Eigentlich heißt der neue Film und das neue Album von Gangstarapper 50 Cent "Get rich or die tryin'", aber wenn man Thommy Gottschalk ist, wird einem dieser mehrmalige Versprecher augenzwinkernd verziehen.

Gestern Abend bei "Wetten dass..?" leistete sich auch Verona Pooth (vormals Feldbusch), ein echtes Kind Düsseldorfs - woher die Liveübertragung kam - der deutschen Modehochburg, einen standesgemäßen Fauxpas: Bei der Stadtwette sollten eine bestimmte Anzahl Japaner den Gassenhauer "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben" singen. Verona startete ihren Aufruf an "alle, die weniger sehen als wir Europäer" ... naja, die Gute ist zwar schön anzusehen - weil perfekt gestylt - aber offenkundig dumm wie Brot.

Zurück zu Thommys erstem musikalischen Stargast: 50 Cent. Er kam durch die rundum beleuchtete "Wetten dass..?"-Tür und ich hatte schon genug. Fifty gab Thommy gleich nach dem Shakehands seine Winterjacke zu halten und setzte sich pimpig auf die Bank, dann folgte das obligatorische Interview, wobei Thommy ja als geübter Showmaster Fragen stellt, die die gewünschte Antwort ja bereits implizieren. Beispiel:"Fifty, du hattest ja eine schwere Kindheit; aufgewachsen bist du ohne Vater und die Mutter wurde erschossen. Wie fühlt man sich da so?" Fifty schaut in die Kamera und sagt mit seinen treuherzigen Augen:"Es ist schon hart, wenn man nur mit einem Elternteil aufwächst, blablabla..."
Danach folgt ein kurzer Ausschnitt aus seinem cineastischen Oeuvre, noch ein paar Fragen über das Verhältnis zu Eminem - der ja einer seiner besten Freunde ist - und zum Abschluss wird nochmal richtig auf den Mann gezoomt, der es vom Straßenkind und perspektivenlosen (Klein-)Kriminellen mit Hilfe der Musik zum Multi-Millionär gebracht haben soll. Den Zuschauer, also mich, überkommt ein leichtes Gefühl des Neides, denn alleine mit Fiftys mit Brillianten besetzter Golduhr könnte man sich wahrscheinlich einen ordentlichen Kleinwagen, oder zumindest eine kleine Wohnung kaufen. Von den protzigen Ohrsteckern, der schweren Goldkette, die sich in den Stiernacken des Rappers eingräbt, und dem restlichen Schmuck will ich garnicht erst reden - er lebt wohl den american dream.

Am Interessantesten bei diesem Stargast war es, zu beobachten wie verloren er teilweise wirkte. Es gilt zwar für "Wetten dass..?" in etwa dasselbe als für eine "Tonight Show" - Letterman pusht die Stars in den Staaten und Thommy Gottschalk lädt und macht die Stars im deutschsprachigen Raum - aber Fifty dürfte wohl nicht so richtig von seinem Management darauf vorbereitet worden sein, was ihn erwartet. So saß er etwas scheu da, sobald er nicht zugequatscht wurde und irgendwie bröckelte das Image eines ehemaligen Gangsters gewaltig. Hätte 50 Cent sich genauso gegeben, wie in seinen Musikclips, hätte man ihm den bösen Ghettopimp mit der Wumme am Gürtel widerstandslos abgekauft, aber es scheint als wäre auch er mehr Machwerk seines Managements.
Der Zenit der Show war mit einem unmotivierten Herumgekicke von Fifty, Thommy, Robbie Williams und zwei deutschen Fußballern (deren Name ich mir nicht merken wollte) erreicht und somit konnte ich nach einer guten Stunde beruhigt meinen Fernseher ausschalten.

Die ursprüngliche Idee der Show, dass einfache Leute einmal im Fernsehen auftreten und großteils Irrsinniges an Wetten darbieten, ist schon lange über den Jordan geschickt worden. Stars und Promis sitzen gemütlich im Rampenlicht auf der Couch, mampfen jede Menge Gummibären und machen großteils Werbung in eigener Sache; Ben Kingsley bewirbt seinen neuen Film "Oliver Twist", Robbie und Fifty kommen wegen ihrer neuen Alben mal kurz vorbei, bei jeder Ausstrahlung ist ein Quoten-Comedian dabei - diesmal Atze Schröder - und so weiter...

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

die kicker waren günther netzer - ehemals großartiger nationalspieler zu beckenbauers zeiten und so und heute chefkommenator und wichtig.
der andere war kevin kurani, nachwuchshoffnung, der sich freut, dass er soviele verschiedene leute durch den sport kennenlernt.

1:15 PM  
Anonymous Anonym said...

Stargäste hatte die Show doch immer schon. Nur waren's damals eben Terrence Hill, Bud Spencer oder Pierre Richard, die seinerzeit mindestens ebenso groß waren wie heutzutage der Rapper mit dem billigen Preisschild. Und wahrscheinlich auch genauso echt.

4:53 PM  
Anonymous Anonym said...

Da hast du dich also für uns alle geopfert und die Verlängerung des Hausfrauenfernsehens in den späten Abend hinein für uns ertragen. Während ich immer zur bösen Abrechnung neige, bringst du den ganzen Kasperln immer noch Respekt entgegen: dem Thommy verzeihst du, dass sein sinnentleertes Gelabere nur mehr nervt und seine Englischkenntnisse in der Wahlheimat USA kräftig gelitten haben. Über 50 Cent, der wahrscheinlich nicht einmal bis drei zählen kann, meinst du: "es scheint als wäre auch er mehr Machwerk seines Managements." Nett gesagt. Wer schon einmal ein Interview mit dem Wu-Tang Clan gesehen hat, weiß, wie schlimm die Situation wirklich ist.
Chris hat wahrscheinlich recht, dass die Show früher auch schon eine große Promotionmaschinerie war, aber die Wetten waren tatsächlich besser.

5:34 PM  

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