Mittwoch, August 24, 2005

Wie beschreibt man einem Blinden Farben?

"Darf ich dich mal was fragen: was findest du eigentlich so toll an Salzburg?" Das war heute morgen die letzte Nachricht in meinem Posteingang. Ich hatte befunden, dass es Zeit war sich mal wieder bei einem alten Bekannten zu melden - von Freund kann man hier nicht sprechen, denn so eng ist unser Verhältnis schon seit geraumer Zeit nicht mehr.
Jedenfalls nach ich die üblichen Plattitüden "Wie geht's dir immer?, Wie läuft's in der Arbeit?, Was macht die Modellfliegerei? usw" losgeworden war, wollte besagter Bekannter wissen, wann ich denn wieder einmal "nach Hause", sprich zu meinen Eltern und nach Eferding, kommen würde. Ich ließ ihn wissen, dass es wohl zum 18. Geburtstag meines Bruders soweit sein wird, also Mitte September - und, dass ich nach mittlerweile fast zwei Jahren hier wenig Veranlassung hätte aus anderen Gründen nach OÖ zu fahren. Irgendwie fehlen mir die tight bonds um einen längeren Aufenthalt dort zu begründen.

Jetzt überlege ich schon den ganzen Tag, wie ich ihm erklären soll, was Eigenständigkeit und studieren für mich bedeutet. Schwierige Aufgabe; einerseits werden Leute die es nicht mal probieren zu verstehen, nie Verständnis für Studenten aufbringen (Die liegen ja nur uns Arbeitern auf der Tasche, bla bla - genau, ich gehe nämlich arbeiten, weil es mir so lustig ist und nicht damit ich meine vier Wände zahlen und mir was zu Essen kaufen kann!), andererseits ist Eigenständigkeit wohl für jemanden, der mit fast 27 Jahren aus lauter Bequemlichkeit noch bei seinen Eltern wohnt, wohl eher ein Fremdwort.
Ich glaube, ich lass es lieber mit dem Erklären bei ihm - die Quintessenz kenne ich ja jetzt schon "You are beneath me!" Und das meine ich jetzt nicht so elitär, studentisch wie es klingt. Fakt ist, dass ich mir mein Leben eben anders zurechtzimmere, dass ich gerne mehr wissen möchte (auch, wenn am Ende 42 die Antwort sein sollte).

Eines ist klar: nach Salzburg zu gehen war die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens. Man ist in einer Weltstadt, die trotzdem überschaubar ist. Abgesehen von dem umwerfenden kulturellen Angebot (sofern man sich für Klassik begeistern kann) zur Festspielzeit und den mitunter überraschend-guten Konzerten im Rockhouse oder in der Arge, hat man obwohl man eben in der Stadt ist, immer die Natur griffbereit.
Und wenn man einen eher gemütlicheren Lebensstil pflegt, und ich glaube das kann ich von mir behaupten, gibt es nichts besseres als gemütlich zu frühstücken (egal ob in Freilassing --> Frühstück Nr 3, oder mit Freunden). Dann gegen Mittag, oder am frühen Nachmittag mal auf die Uni gehen; später noch einen Kaffee oder ein Krügerl Bier in einem schönen Gastgarten. Abends in lauen Sommernächten auf dem Überfuhrsteg der Sonne beim Untergehen zusehen, oder wenn das Wetter mal nicht so passt einen guten Film sehen.
Außerdem habe ich hier einige Menschen kennen gelernt, von denen ich soviel lernen kann - und das ist ja meiner Meinung nach das Entscheidende, dass man als Person etwas wert ist und leben kann. Da hilft auch die beste Ausbildung nichts, wenn man ein Zivilversager ist, der nicht über den Tellerrand schauen will/kann.

Vielleicht sollte ich ihm einfach sagen, dass Salzburg in Verbindung mit meinem Studentenleben auf jedenfall Suppenfaktor 10+ hat - aber da müsste er ja cross referencen bei Obi-Wahn ....

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

word, schwester!

12:53 PM  
Anonymous Anonym said...

wooooooooord ..... woooooooord ...... ha..ha...ha.... sensational, yo ..... she's got da skills like a deeeejaaaay ....

6:19 PM  
Anonymous Anonym said...

Liebes Tinchen!

Salzburg eine Weltstadt mit einem tollen kulturellen Angebot??? Ich würde dir wärmstens empfehlen die japanischen Touristengruppen hinter dir zu lassen und Wien raschest einen Besuch abzustatten. Fakt ist, dass Salzburg auf die Studenten als minority pfeifen kann und lieber Touristen mit der fetten Kohle anlockt. Oder wie formulierte Obi-Wa(h)n diesen Umstand so schön in einem Brief, als ihn die Stadt Salzburg als Bürger anlocken wollte. "Salzburg hängt halbtod am Tropf der Touristengelder." In diesem Sinne, Grüße aus der Bundeshauptstadt!!!

7:08 PM  
Anonymous Anonym said...

@ Balberith

Wien wird ja immer von allen soo gepriesen, weils ja "ursupa" ist in diesem binnenländischen Melting Pot! Nach Wien gehen und studieren ist ja seit Jahren groß in Mode für Landeier, "weil da hast einfach das urgeile Angebot wennst studieren willst!"
Pah! sag ich da nur - stundenlanges Anstellen um inskribieren zu können, eventuell sogar vor der Immatrikulationsstelle campen müssen? Nein, danke. Da bin ich lieber nicht so hipp, genieße nicht die tollen Studentenparties (wo man zB für eine Party am Juridikum per e-mail eine Anmeldung mit Matrikelnummer schicken muss, und dann wird man auf einer Liste als Pseudo-VIP abgehakt, sobald man seinen Studentenausweis vorgelegt hat. - Tatsache. Das ist mir passiert, als ich das letzte Mal (2003) in Wien war)

Ich lehne Wien als Lebensraum für mich persönlich kategorisch ab - und abgesehen davon, tourismustechnisch ist das schöne "Wean" genauso infiltriert von asiatischen Nikon-Kriegern.

Jedem das Seine - ein Besuch dieses Molochs alle 5 Jahre reicht mir total.

8:18 PM  
Anonymous Anonym said...

Hm, das würde allerdings heißen, dass ich meinen Schlüssel früher bekommen könnte, wenn DU in Wien studieren würdest ;-)(weil du ja dann jedes Wochenende daheim wärst). Andererseits hätte ich keine Chance, dass du ihn mir vorbeibringst, wenn ICH dort meine Ausbildung genießen würde.
Sei es wie es sei - wie's is, so is's und des is guad so!
In diesem Sinne noch mal herzlichen Dank für dein spontane & waghalsige Rettungsaktion!

Vitario

10:21 AM  

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