Sonntag, Jänner 21, 2007

Von kognitiver Unmündigkeit, sprachlicher Unfähigkeit und der Lösung eines Geheimnisses: Der Mann im Mond ist Türke!

Das Leben ist eine Geschichte voller Missverständnisse; oft liegt es an Gesagtem, manchmal auch an der non-verbalen Kommunikation. Ein klassisches Beispiel dafür sind die Schriftzüge auf T-Shirts oder Gebrauchsgegenständen über die wir versuchen uns zu definieren.
Ich selbst stehe ja total auf Leibchen mit flotten Sprüchen drauf, allerdings nicht die Massenware von billigen Textilketten à la New Yorker, da bemale ich mir schon lieber selbst eines. Das Selbstbemalen ist allerdings so eine Sache, wenn man der deutschen oder englischen Sprache nicht - oder unzureichend - mächtig ist. Bei Jugendlichen droht die Verrohung der Gehirnmasse in Sachen Muttersprache und auch die richtige Verwendung der Grammatik ist sozusagen zum linguistischen Stolperdraht geworden. Ein Beispiel: Ich stehe heute Abend am Bahnhof Wels in der Schlange am Fahrkartenautomaten an, vor mir eine ca 15jährige mit einer fastfoodgestützten Rubensfigur. Das Mädchen hat einen bemalten Rucksack locker-lässig über die Schulter geworfen und da brennt es sich in meine Netzhaut: PUNK-4-LIVE. Daneben in ebenso fetten Lettern: AGGRO.
So. Worüber soll ich jetzt zuerst ein Wort verlieren? Vielleicht ist es ja ein von mir missverstandener Appell für Konzerte von Punkbands? Wohl eher nicht. Obwohl ich ja bis zur endgültigen Widerlegung an das Gute (Hirn) im Menschen glaube, wäre in diesem Fall wohl eine Lobotomie nicht nur ungefährlich, sondern eine Werbefahrt für chirurgenstahlverarbeitende Betriebe.

Himmelherrgott, ist die heutige Jugend nicht nur rotzfrech sondern auch strunzdumm? Ich wäre für ein Rucksack- und Federschachtel-Bemalverbot bis zur Matura ähnlich dem Verbot von Wahlwerbung an Schulen, obwohl das wird ja jetzt wohl auch fallen, wenn Gusi's Wunsch nach der Senkung des Wahlalters entsprochen wird.

Man stelle sich bitte vor, dass 16jährige politisch uninteressierte und leicht beeindruckte Kinder wahlberechtigt sein werden. Die Blauwählerschaft wird massiven Zulauf kriegen, weil Kinder ja leicht beeindruckt sind. Da braucht nur irgendeiner erzählen, dass die Sichel des zunehmenden Mondes am Nachthimmel der erste Vorbote der osmanischen Okkupation ist.
... und dabei laufen die potenziellen Jungwähler momentan noch mit PUNK-4-LIVE Shirts herum und schreiben Lasagne mit doppel-S. Ja leck mich doch!!

Dienstag, Jänner 16, 2007

Mother Nature’s Son

Momentan haben wir ja in unseren Breiten ein sehr mildes, geradezu atypisches Winterwetter mit teilweise 15 Grad plus. Gestern und heute konnte ich beispielsweise schon im kurzärmeligen T-Shirt auf meinem Balkon sitzen und nachmittags gemütlich eine Tasse Kaffee trinken – Mitte Jänner!!!

Dieser Umstand hat mich doch zum Nachdenken angeregt, denn wie wird sich dieser Klimawandel – der mir erst seit den letzten zwei, drei Jahren so richtig aktiv auffällt – weiter entwickeln?
Die Polkappen schmelzen gemütlich dahin und vor kurzem hat sich in der Antarktis die größte Eisscholle überhaupt abgelöst; sie hat die Größe der Stadt Salzburg. Während Hochwasser in unseren Breiten sowieso mindestens zweimal pro Jahr dazugehören und mich, die im Hochwassergebiet aufgewachsen ist, noch nie sonderlich beeindruckt haben, treten immer häufiger Sturmfluten und Orkane am bottnischen Meerbusen auf.
Gestern konnte ich mich in der aktuellen Profil-Ausgabe davon überzeugen, wie Hamburgs Landungsbrücken einfach aufgrund der Wassermassen nicht mehr zu sehen waren und das „Pupasch“ (ein Lokal an den Landungsbrücken) war garantiert bis unter die holzverkleidete Decke voll hanseatischem Hafenwasser.

Die immer seltener werdenden Jahreszeiten machen auch nicht mehr so richtig mit; so weichen Frühling und Herbst unisono einer generellen Übergangszeit die von Februar bis Juli und dann von September bis Dezember dauert. Ist doch top, oder? Als ich mir vor einigen Jahren im Kino Roland Emmerich’s Endzeit-Blockbuster „The Day after Tomorrow“ ansah (der jetzt übrigens demnächst wieder im ORF zu sehen sein wird), dachte ich mir ehrlich gesagt:“Was für eine Show! Da wurden Abermillionen von harten US-Dollar in die Produktion gesteckt und was sieht man? Eine Aneinanderreihung von Specialeffects die utopischer nicht sein können!“
Mittlerweile habe ich diese Meinung nicht vollkommen, aber teilweise revidiert. Im Film setzt eine Monsterwelle New York unter Wasser … einige Zeit später hatten wir das verwüstete New Orleans und den Tsunami nicht mehr nur auf der Leinwand sondern mit all seiner unbändigen, naturgegebenen Gewalt da und konnten uns wochenlang, Tag für Tag von den Schicksalen der Opfer berichten lassen.
Ich erinnere mich vage an eine Szene in TDAT, wo die Temperatur auf etliche Grade unter Null fällt und Benzinleitungen an fliegenden Helikoptern einfrieren und sie damit zum Abstürzen bringen … wir brauchen gar keine Helikopterabstürze in Wirklichkeit, es reichen die paar hundert Tote jedes Jahr in Sibirien, oder der kürzlich verhängte Kältenotstand in Kalifornien. Fakten die uns eigentlich aus unserer Lethargie reißen sollten!

Die Frage ist natürlich, was man anhand der globalen Erderwärmung wirklich an Gegenmaßnahmen setzen kann als Individuum; schließlich macht es ja die Masse aus. Es fängt wohl bei so banalen Dingen an, wie der optimalen Ressourcennutzung: sicherlich wird es direkt keine Auswirkungen haben, wenn man beim Zähneputzen das Wasser laufen lässt, obwohl man es gar nicht benötigt, oder wenn man sämtliche Elektrogeräte in der Wohnung auf standby laufen lässt, aber wenn sich jeder ein wenig mehr zusammenreißen würde, könnte man wenigstens ein ruhigeres Gewissen haben.
Der aktuellste Beitrag in Sachen zivilisierte Dekadenz ist wohl die Präparierung der Streif in Kitzbühel für das Hahnenkamm-Rennen. Freilich bin ich Jahr für Jahr live dabei, wenn die Athleten der schifahrenden Zunft todesmutig den Hang hinunterbrettern (und freue mich natürlich wie das Christkind, wenn „wir“ gewinnen); aber wenn’s halt wegen der milden Wetterlage Schneemangel gibt, verleg ich das Rennen in eine beschneite Region, oder sage es eben ab.
Heute werden hunderttausende Euro (aus welchem Pot des Staatshaushaltes auch immer) genommen und 2.000 Tonnen Schnee von der Glockner Hochalpenstraße herangekarrt und dann noch per Hubschrauber auf die Piste verteilt damit die (inter-)nationale Prominenz dann am Wochenende glühweinnasig in die Kameras des ORF grinsen kann und die siamesischen Sportkommentator-Zwillinge Robert Seger und Hansi Hinterseer in komplementärfarbenen Norwegerpullis ihren Senf dazugeben können! Ja, Himmelherrgott in welcher Welt leben wir denn bitte? Wie gesagt: wenn’s von der Wetterlage her einfach keinen Schnee gibt, dann gibt’s halt auch kein Rennen. Was hätten’s denn früher gemacht als Product Placement und Werbeverträge der Sportler noch nicht das Um und Auf im Sport waren?

In fünfzig Jahren werde ich dann meinen Enkeln von dem sagenhaften Schisport erzählen, wo man damals über schneebefallene Hänge gazellengleich ins Tal abfuhr und die Mädchen oder Buben werden mich mit großen Fragezeichen in den Augen ansehen und ich werde dann wehmütig lächeln und sagen: “Ach ja, damals 2006 als es noch Schnee bis an die Hüfte gab - ihr wisst schon, Schnee das ist gefrorener Regen – da gab es eine Sportart namens Schifahren. Man schnallte sich zwei lange dünne Bretter an die Füße und rutschte den Hang hinunter.“ Und die Kinder werden sagen: „Ja, das haben wir auf Klassenfahrt im Sportmuseum gesehen. Und unser Lehrer in der Schule hat auch behauptet, dass es damals noch keine Olivenhaine und Bananenstauden-Plantagen in Obertraun gab.“

Samstag, Jänner 13, 2007

A day in the life

Von digitalen, analogen und … reinigenden Unterhaltungsmedien

Mein neuestes Lieblingsgadget im Selbstversuch ist ja mein mp3-Player, der frisch, fromm, fröhlich und frei am Montagmorgen ins Haus flatterte und ebenso von mir in Betrieb genommen wurde. Was für ein personal upgrade!
Jetzt kann ich unterwegs auch Musik hören, ohne eine Umhängetasche mit mir zu führen, und nicht nur hören ich kann sie auch aufnehmen. Wenn mir also spontan einfallen würde meine Karriere als Popstar nun doch endgültig zu starten, könnte ich also mitten im Obus lauthals zu gröhlen anfangen: „Liebeskummer ist Luxus, baby! Dadi Ladida …“
Nachdem ich aber beschlossen habe nur noch privat unter der Dusche vor mich hinzusummen, verlege ich mich lieber ernsthaft darauf über Lieder zu schreiben anstatt sie zu singen. Vielleicht werde ich ja doch noch irgendwann dieses Buch schreiben, das mir schon solange im Kopf herumschwirrt…

Ein Buch schreibt übrigens auch Marek Harloff in dem Film Kaliber Deluxe, den ich mir gestern Nachmittag zur gedanklichen Ver- und Zerstreuung angesehen habe. Der Film ist ja eine deutsch-österreichische Produktion aus dem Jahr 1999 – Bela B. hat einen Auftritt als krimineller Auftragsfiletierer und schaut 80% seiner Screentime nur sinister in die Kamera. Sein Text beläuft sich dabei glaub ich auf summasumarum 5 Sätze (und da war ich jetzt echt großzügig).
Die Geschichte allerdings wirkt sehr durchkonstruiert und an den Haaren herbeigezogen, aber ist das nicht generell das Problem der deutsch-österreichischen Filme, dass sie versuchen mondän zu wirken wie ein Hollywoodmovie am Ende aber wie ein Luftballon wirken, der einfach schon zulange und zuviel aufgeblasen ist. (Ich hab hier so 20:15 Filme im Kopf mit Schauspielern wie Jasmin Gerat, Mark Keller oder Heinz Hoenig – wobei letzterer ja schon ziemlich cool war im König von St. Pauli)

Ziemlich cool ist übrigens auch das Buch, das ich geradezu verschlinge derzeit. Es ist eine Sammlung der SZ- und Musikexpress-Kolumnen der MTV und VIVA Moderatorin Sarah Kuttner, die den Titel Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens trägt und ziemlich sicher der Grund für meinen aktuellen Schreibstil ist ;-)
Ich bin ja – wie ich schon das eine oder andere Mal angesprochen habe – in der Anitkabel- und Satellitenfernsehenzone aufgewachsen und habe daher nur dürftiges Wissen im Bezug auf popkulturelle Sender. Ich habe aber seit Studienanfang versucht diese Bildungslücken so schnell wie möglich zu stopfen und habe gestern also via YouTube einiges nachgeholt. So habe ich mir einige Mitschnitte der Kuttner-Show angesehen und auch von Charlotte Roche.

Letztere bringt mich jetzt auf ein etwas pikantes Thema nämlich die im Blogtitel angekündigten reinigenden Unterhaltungsmedien. Dazu gehören zB Staubsauger!
Wer sich die Wikipedia-Seite von Charlotte Roche durchliest, wird am Seitenende eine Fußnote finden, die zu Roche’s letzter Lesungsreihe detailliertere Informationen liefert.
Es handelt sich nämlich um eine Lesungsreihe über eine Medizin-Dissertation aus dem Jahr 1978 mit dem vielversprechenden Namen Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern.
Ja! Richtig gelesen. Ich muss zugeben, dass mich diese 70seitige Doktorarbeit – die man übrigens auf der Wikipedia-Seite per einfachem Mausklick auch eingehend bei expliziter Bebilderung studieren kann – doch für einige Stunden des gestrigen Nachmittages belustigt hat. Nein, ich bin nicht schadenfroh. Keineswegs. Die Bilder über diese autoerotischen Unfälle, ließen mich schon zusammenfahren und – naja – ich hab’s ein wenig nachempfunden.
Jedenfalls kann ich hier und an dieser Stelle nur empfehlen die Diss wenigstens zu überfliegen. Kapitel 1 und 2, die sich mit der Anatomie des männlichen Gliedes und der Masturbation en detail befassen, kann man als Mann höchstwahrscheinlich auslassen. Kapitel 3 allerdings ist für das weitere Verständnis sehr wichtig, weil es das corpus delicti – den „Kobold“-Staubsauger der Marke Vorwerk – mit allen technischen Schikanen beschreibt … so wird die ganze Sache plastischer *g*

Bin schon auf Feedback meiner Leserschaft gespannt!

PS: Mit einem Dyson-Staubsauger wär das sicher nicht passiert, aber den gab’s ja vor knapp 30 Jahren noch nicht.