Mittwoch, Oktober 26, 2005

Augenblick verweile doch!

Es gibt bestimmte Momente, die sollten ewig dauern und wäre es in meinem Machtbereich gelegen, dann hätten die Jungs vom Black Rebel Motorcycle Club gestern abend ruhig noch länger spielen können.

Ohne mir Großartiges zu erwarten (und auch vorerst mal ohne Karten) habe ich Chris und Christoph gestern also zu diesem Konzert begleitet, und ... ich hab mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt! Die Inszenierung der Show kam in warmen Rottönen, die Bühnenpräsenz der beiden Sänger (ich bin zu wenig Fan um zu wissen, wie die Typen heißen) war jenseits von cool und der Sound einfach wuchtig.
Sofort war ich eingelullt von den satten Klängen der Gitarren und Mundharmonika - mir war fast, als könnte ich die Weite des wilden Westens hinter der Bühne sehen, den Staub der Prärie im Gesicht spüren und der Geruch von Leder kroch in meine Nase - ich vergaß in all dem Überwältigtsein sogar darauf ein bisschen mitzuwippen, und so stand ich fast die ganze Zeit über angewurzelt da und ließ den Bildern in meinem Kopf freien Lauf.

Das mag manch einem komisch erscheinen, doch es ist die Musik in ihrem Ganzen, die oft meine Triebfeder ist - und nach zwei stressigen Wochen kann so ein Konzert oft heilende Wirkung für Geist und Seele haben. Die Melodien treffen einen Punkt in dir, du schließt die Augen - sogar in einer gut gefüllten Halle hast du noch genug Platz - du saugst jede klangliche Schwingung auf, und es ist fast so, als würde die Band nur für dich alleine spielen ...

Mittwoch, Oktober 19, 2005

Borderline oder Flatline??

Nachdem Obi-Wahn anscheinend die holde Maid vom Steirawirt bekniet, sie möge ihn doch heiraten - eine verdächtig lange Blog-Absenz ist zu verzeichnen - Chris noch immer, oder vielleicht noch mehr (?), im C 64 Fieber liegt und Christoph seinen USA-Aufenthalt laut Blogeinträgen in vollen Zügen genießt, darf ich ganz nebenbei bemerken, dass ich bald AUSFLIPPE!!!

Mag sein, dass ich meinen gewohnten Alltag herbeisehne, denn mit Ausnahme des nun schwarz-auf-weiss universitär bestätigten Fachprüfungszeugnis gibt es nichts erfreuliches zu verbuchen. Außer Verbindlichkeiten gegenüber allen möglichen Leuten und Stellen: Stundennachweis für das Finanzamt wird demnächst fällig, genauso wie Telefonrechnung (nur nicht dran denken), morgen eine Präsentation im BWL-Seminar, Freitag Abgabe der verhassten PS-Arbeit und ebenfalls Präsentation, dann Vorbereitung für den nächsten Streich - VWL.
Dann wäre da noch ein permanenter Schlafmangel, Koffein- und überhaupt Nahrungsmangel, Migräne und Antriebslosigkeit. Aber pflichtbewusst ist die Studentin und schleppt sich bereits den dritten Tag in Folge nächtens um 08:00 Uhr auf die Uni (wir reden ja nur von dieser Woche). Mittlerweile kenne ich mit Ausnahme der Germanistik und NAWI alle Bibliotheken Salzburgs bis ins kleinste Detail und auch die Buffetdame in der Jus-Mensa schenkt mir allmorgentlich ein vertrautes Lächeln.

Wo - the fuckin' hell - ist denn momentan die entspannte Seite des Studentenlebens hin? Alle wollen nur noch Leistung, Leistung, Leistung!
Zum Glück hat mich der Genzel-Video-Ring mit einem guten Film versorgt, so war wenigstens der Start in die Woche mit einem leicht verschmitzten Grinsen. (Vor allem die Stelle bei REAL GENIUS, bei der sie das Wohnheim in eine Eishalle verwandeln fand ich besonders spaßig - böse Zungen behaupten ja, dass derlei Unfug auch im Egger-Lienz vor einigen Silvestern betrieben wurde.)

Sollte ich diese Woche heil überstehen - und verdammt, ich weiß dass ich es werde - dann ist nächste Woche mal dringend ein Vollrausch nötig. Und Fieber, Husten und Schnupfen. Und die restlichen Folgen von Twin Peaks und Lost. Und ein Kaffeekränzchen - oder besser gleich die Elton-John-Themenparty .... ich phantasiere .... das muss wohl das delirium sein .... *piep* *piep* *piiiiieeep* >F-L-A-T-L-I-N-E<

Freitag, Oktober 14, 2005

Zu niedriger Blutdruck? Dann lies mal das:

Schon länger nicht mehr gebloggt. Ja, ich weiß, aber es hat sich nichts "bloggenswertes" getan ... bis gestern.

Hauptsächlich muss ich mich über die Uni und damit einhergehende Blödheiten aufregen. Da wäre mal erstens die Unverschämtheit seitens der Lehrenden und auch streberhaften Mitstudenten, sich vor dem offiziellen Semesterstart schon bei den Studierenden per E-Mail zu melden und Hausaufgaben zu verteilen, die dann bis zum ersten Meeting akribisch ausgearbeitet sein sollen. (So passiert vor drei Wochen im "mind-blowing" PS Kostenrechnung)

Die nächste Unverschämtheit sind diese ach so wichtigen Vorbesprechungen für die einzelnen Proseminare, wo zwar im Vorlesungsverzeichnis fett gedruckt "Anwesenheit Pflicht" angemerkt ist, weil sonst der Platz verfällt, es aber nicht einmal die Hälfte aller Teilnehmer der Mühe Wert findet sich nach 19 Uhr noch im (wohl kleinsten) Hörsaal der Kunstgeschichte einzufinden.
Nachdem ich vom Verlieren diverser PS-Plätze einige Geschichten erzählen kann, nehme ich solche Ermahnungen seitens der Universität nun doch ernst und schleppe mich zu dieser unchristlichen Zeit hin - physische Anwesenheit vorweisend - und lasse die 15 Minuten über mich ergehen (dabei dauern die beiden dafür notwendigen Busfahrten länger, als die Vorbesprechung).
Ganz im Gegenteil zum Rest, der erst zum ersten offiziellen PS Termin vorstellig wird und zu meinem ganz persönlichen Missfallen seinen Platz (der ja aufgrund der Vorbesprechungs-Absenz vakant geworden wäre/sei) ohne weitere Probleme behält!

Nummer Drei im ewigen Zorn auf die rechtswissenschaftliche Fakultät hat sich erst vor ein oder zwei Stunden zugetragen, als mich eine motivierte junge Dame des Prüfungsdekanats anrief um mir mitzuteilen, dass die von mir am vergangenen Montag abgelegte Fachprüfung eigentlich nicht gelte. Da kommt echt Freude auf! Aber dank der unvergleichlichen Großzügigkeit des Dekanats wird mir selbige Prüfung nun doch genehmigt.
Grund für den Zweifel über eine etwaige "erschlichene" Prüfung war die Tatsache, dass ich im guten Glauben mich an die Einteilungen der Fakultät halten zu können, meine Prüfung mündlich beim dafür vorgesehenen Professor abgelegt habe.
Allerdings dürfen aufgrund irgendeiner Studienplan-Novelle ab diesem Semester alle Prüfungen nur noch schriftlich abgenommen werden - was ich ja nicht wusste - auch die die eigentlich technisch ins vergangene Semester gerechnet werden.

Nun gut. Ich wurde über mein unabsichtliches Fehlverhalten aufgeklärt, die Prüfung ist gültig und mir platzt gleich der Kragen. Man kann hier über die Pflichten des Studenten, sich rechtzeitig zu informieren, streiten bis die Hölle zufriert. Es könnte genauso gut von der zuständigen Stelle eine Nachricht verschickt, oder ausgehängt, werden. Was mir aber buchstäblich meinen Blutdruck steigen lässt ist die infame Behauptung, ich hätte mir die Note erschlichen!!!

Leider kann ich mich nicht mehr aufregen, weil ich aus all dem aufgestauten Zorn meine Migräne schon wieder spüre. Genug gebloggt für heute. Lesen sie auch demnächst wieder Uni-Nachrichten für Hypotoniker - auf dass der Blutdruck ordentlich steige!

Montag, Oktober 03, 2005

5-4-3-2-1 .... jetzt pressiert's!

Ich war am Wochenende, genauergesagt am Samstag, in München um das Oktoberfest in seinen letzten Atemzügen doch noch zu erleben. Die Wiesn und ihre partypeople waren aber nicht der einzige Grund um wieder einmal ein Bayernticket zu kaufen und die kurzweilige Reise im Bummelzug anzutreten; bei Müller gingen mir die Augen über! Soo viele CDs und DVDs, da hat mein Suchsystem für Belustigung gesorgt; ich gehe meistens alle Regale von A-Z durch, und das dauert in so einem Geschäft dann doch so ein, zwei Minuten. Natürlich hab ich meine Kreditkarte gezückt und kann nun "Relationship of Command" von At the Drive-in und "Almoust Famous", einen meiner Lieblingsfilme seit geraumer Zeit, mein Eigen nennen ... und ich habe meine Oasis Sammlung vervollständigt.

Leider hat ja am Samstag das Wetter wieder einmal nicht mitgespielt; zwar war es in der Früh noch überwiegend blau am Himmel, aber dann öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ es regnen und regnen und regnen. Was soll man da bitte machen? Die Salzburgerlisi, die ja noch nie vorher in München war, wurde ganz billig mit Müller und Kaffee im Starbucks abgespeist; vielleicht hätten wir uns noch in die Altstadt gewagt, wenn wir einigermaßen regenfest gekleidet gewesen wären, aber ohne dichte Schuhe und Regenschirm ist Sightseeing doch eher witzlos.

Nachdem wir uns dann mit einem ganz gewöhnlichen Kaffee aufgewärmt hatten - soviel Auswahl und Hektik bei Starbucks überfordert sogar uns Koffein-Junkies! - ging es dann mit der U-Bahn zur Theresienwiese. Das vorerst witzigste an diesem Tag war der arme Bedienstete der Münchener U-Bahn AG, der den mehr oder weniger illuminierten Wiesnbesuchern folgendes wie ein Mantra vorbetete: "Loßts zeascht de Leit naus, nocha kennts eisteign. Nur koa Host, der Zug hot Endstation Theresienwiesn. Leitln deats ma den Gfoin, zeascht naus donn nei. Soda, des is jo goanet so schwa. Da nächste Zug foahrt in zwoanzg Sekundn ... zehn, fünf, vier, drei, zwoa, oans ... jetzt pressiert's!"

Enter da Wiesn! Szenerie: ein verregnetes riesiges Jahrmarktgelände, auf dem Asphalt läuft Regenwasser in kleinen Rinnsalen in Richtung Abfluss und vermischt sich vorher noch mit Bier, Glassplittern, aufgequollenen Zigarettenstummeln und aufgeweichten Papierservietten zu einer ekelerregenden Brühe. Überall sind Menschen, vorwiegend bayerische Eingeborene, die in der Krachledernen und im Dirndl herumwuseln - manche von ihnen haben leichte Amplituden beim Gehen. Es riecht nach Bratwürstel, gebrannten Mandeln, Langos und Lebkuchen zugleich; ich bin mir nicht sicher, ob mich wegen dieser olfaktorischen Vergewaltigung gerade Weihnachtsstimmung oder Übelkeit beschleicht.
Wir versuchen uns einen Weg durch die vielen Bajuwaren zu bahnen, begegnen ein paar Österreichern, kommen in kein einziges Bierzelt - "wegen Überfüllung geschlossen" - konsumieren daher auch nichts, nehmen noch mal eine Nase Bierausdünstungen vom Vordermann und verlassen dann dieses Spektakel mit der nächsten U-Bahn.

Was gibt es schöneres, als in einem überfüllten Regionalzug mit Oktoberfest-Gehern und Schlachtenbummlern nach Salzburg zu fahren? Zum Beispiel, dass der Zug zwar am Hauptbahnhof wegfährt, aber in München Ost den Leuten androht nicht weiterzufahren, wenn nicht alle aus den Zwischenräumen der Waggons aussteigen! Zum Glück haben wir noch ein paar Sitzplätze ergattert und relativ entspannt die Heimfahrt genossen - bis der (ich unterstelle das jetzmal) besoffene Lokführer, nach der üblichen Ansage "Die DB begrüßt sie im Regionalzug blabla von München Hauptbahnhof nach Salzburg Hauptbahnhof ..." die Musik aus seinem Kämmerchen durchschaltete. Damit wir alle was von der Gaudi haben! Zuerst gabs typische Bierzelt-Musik, dann Pink Floyd.

Und wieso spielen die nie Hans Söllner - der hätte das perfekte "Wiesn-Anthem":

Mir san nu so richtige Bayern,
mir stingan noch Kuahstoi und Schnops,
mir saufn wia de Lecha,
und Sechzga-Fans samma a

Auf d'Nocht do gemma zum Fenstaln,
mit Haferlschuah und Huat,
und a Preiß, wenn bloß sei Mei aufmocht,
daun hot er Pech ghobt, daun spuckt er Bluat...

Ach ja, eine kleine historische Notiz am Rande: das Oktoberfest gab es das erste Mal anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig mit Therese von Sachsen-Hilburgshausen im Jahr 1810. Schon komisch, dass in unserem Kulturkreis alle Traditionen mit Alkohol zusammenhängen, oder fällt wem ein Gegenbeweis ein?