Dienstag, Dezember 27, 2005

Die Welt ist im Wandel

Jedes Mal wenn ich nach Eferding zurückkomme, treffe ich mich mit meinem besten und längsten Freund Thomas und seiner Freundin Kerstin. Es ist mir bei wenigen Leuten ein Bedürfnis den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber mich regelmäßig zu vergewissern, dass es den beiden gut geht und ein paar gemütliche Stunden zu verbringen ist mir eine Herzensangelegenheit - jaja, so ist das nunmal. Es hat gar keinen Sinn zu leugnen, dass mir die beiden wichtig sind (und sie sollens auch ruhig wissen und lesen; ich weiß ja, dass zumindest Thomas meine Einträge liest :-)).

Nun scheint mir aber, dass die ca 130 km, die zwischen Salzburg und Eferding liegen, zwar gerade nahe genug sind um mich vor spontanen Überfällen/Besuchen meiner Eltern zu bewahren, aber zu weit weg um aktiv am Leben der beiden teilzunehmen.
Mein gestriger Besuch - der unheimlich gemütlich und unterhaltsam, wie immer war - und speziell die Fotos von dem Baugrund, die Bauarbeiten an der Gartenhütte und die Baupläne für ihr gemeinsames Haus haben mir sehr deutlich gemacht, wie unterschiedlich sich die Präferenzen im Leben entwickeln können. Und wie wenig ich in den letzten Monaten von ihren Ideen und Plänen mitbekommen habe. Mein Lebensplan sieht ganz anders aus.
Ich bekomme die aktuellen Probleme und Erfolge in einem geballten Update serviert, vielleicht kommen mir deshalb diese Veränderungen (die ja durchaus lange gedauert haben) so extrem vor. Für die zwei ist alles normal, ich komme aus dem Staunen aber garnicht mehr heraus!

Ich erinnere mich manchmal gerne an ein paar Episoden von früher, als wir beide nur ein paar 100 Meter von einander entfernt gewohnt haben - und manchmal würde ich gerne für ein paar Augenblicke die Zeit nochmal zurückdrehen. Im Gegensatz zu Thomas und Kerstin sträube ich mich solange es geht richtig erwachsen zu werden und die totale Verantwortung für mich oder jemanden anderen zu haben (und Thomas hat auch gemeint, dass das nicht nötig wäre erwachsen zu werden, wenn man nicht muss *g*).

Ich glaube nicht, dass ich eine schlechtere Freundin bin, wenn ich nicht mehr alles von Anfang an mitbekomme. Es ist eine so tiefe und lange Vertrautheit und Wertschätzung da, dass ich genau weiß wir kennen uns - auch wenn die Details großflächiger werden. Ein Blick genügt und alles ist wieder auf Anfang: Sommer 1996, fünf Buben und ein Mädchen sitzen in einem holzvertäfelten Dachzimmer und sehen sich "Mars Attacks!" an ...

Paid my dues

Weihnachten, das Fest der Freude, die stille und besinnliche Zeit im Jahr hat auch heuer grausam zugeschlagen und mich an meine Pflichten als gute Tochter erinnert.

Zu allererst sollte ich mal erzählen, wie die innere Unruhe in mir hochkroch, als sich der EC 163 "Transalpin" am 23. Dezember dem Welser Bahnhof unaufhaltsam näherte: ich war weder in der Stimmung für Weihnachten, noch besonders scharf darauf von meinem Vater zum xten Mal zu hören wie einsam er nicht sei seitdem ich in Salzburg bin, blablabla. Ich beschloss aber mir heuer einfach besonders viel Mühe zu geben, alles gut zu machen, damit auch nur nicht die kleinste Kleinigkeit Grund für einen Streit sein könnte.
Geduldig hörte ich mir also auf der Autofahrt nach Hause an, das mein Bruder dies und jenes nicht im Sinne meines Vaters mache, dass meine Schwester ... und meine Mutter sowieso ... die einzige, die also die Sonne im Herz dieses alten Mannes zum Scheinen bringt, bin also ich - diejenige, die von zu Hause weggegangen ist, die eine absolut konträre Weltanschauung hat - das Nesthäkchen.
Zuhause standen bereits alle Spalier um mein Ankommen zu feiern, es wurde Prosecco getrunken und ich wiederholte für meine Mutter dieselben Geschichten und Neuigkeiten, die ich bereits meinem Vater im Auto erzählt hatte.

Am 24. in der Früh konnte ich mich beim gemeinsamen Familienfrühstück langsam auf die Eferdinger Lebensart umstellen und ein bisschen Kraft tanken beim Christbaumschmücken mit FM4 Musik und in aller Ruhe - während mein Vater beim Stammtisch war und meine Mutter gemeinsam mit meinem Bruder die letzten Besorgungen machte.
Brav ging ich am Abend mit in die Kirche um mir die Weihnachtsgeschichte in theologischer Auslegung erzählen zu lassen, sang "Stille Nacht, heilige Nacht" und zündete am Grab meiner Großeltern (die ich nie kannte) eine Kerze an.
Nach der Bescherung ging ich in den letzten Jahren immer fort, und jedes Mal entbrannte ein hitziger Streit - weil man am Heiligen Abend nicht fortgeht - mit dem Familienoberhaupt, also beschloss ich heuer daheim zu bleiben und ertrug geduldig die volksmusikalische Sendung "Weihnachten auf Gut Aiderbichl", die sich meine Eltern ansahen, ohne einen Muxer.

Am Christtag hat (leider) meine Schwester Geburtstag, also gibt es auch an diesem Tag immer eine große Familienzusammenkunft mit aufwändiger Kocherei, Geschichten von früher und einem traditionell-ordentlichen Rausch - zumindest Mutti und ich sind da sehr traditionsbewusst und alljährliche Fixstarter.
Natürlich darf der obligate Weihnachtsspaziergang am Stefanitag nicht fehlen, den ich immer gemeinsam mit meinem Vater unternehme - dann ist er wegen des Vortages nicht ganz so sauer - seit Jahren dieselbe Route.

Ich glaube, dass der Feiertagsstress und die damit verbundenen Rituale in jeder Familie gleich sind. Auf ihre eigene Art macht sich jede Familie ihr eigenes Fest, auch wenn ich mich darüber ärgern muss, wär es mal anders - ohne großes Essen und Kirche - würd ich auch nicht froher sein!?

Dienstag, Dezember 13, 2005

Pizzawochen bei McTinchen

Vergangene Woche habe ich sozusagen eine kleine empirische Feldforschung in Sachen Pizza durchgeführt und möchte euch das Ergebnis dieser Testreihe nicht vorenthalten: (Ach ja, Grund dafür war übrigens - abgesehen von einem unbändigen Appetit auf Pizza (könnte an einer Überdosis Gilmore Girls liegen) - ein nicht unbeachtlicher Stapel von Pizzazustellern, den ich in meinem Zimmer beim Aufräumen entdeckt hatte.)

Beginnen wir mit Sonntag, 4. 12. 2005. Bestellt wurde eine Pizza Capricciosa bei "Pizza & Kebap Saray" in Itzling. Die Pizza wurde innerhalb einer halben Stunde zugestellt, schmeckte frisch und knusprig und war bereits in kleine Ecken geschnitten - man kann, für den Preis von 7,50 Euro, durchaus von einem korrekten Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen. 2,5 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Am darauffolgenden Montag wurde dann im Zuge der Lebensmitteleinkäufe eine Hofer-Pizza "Prosciutto" gespeist. Die Pizza an sich wäre nicht so schlecht, allerdings drängt sich einem das verwendete Sugo geschmacklich so auf, dass man eher von einem Magenfüller denn einem Supergau für die Geschmackspapillen sprechen kann. 1 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Dienstag, 6. 12., gab es zum Mittagessen den Pizzaklassiker "Dr. Oetker's Steinofen Margarita" - der REWE-Konzern bedankte sich für den Einkauf - bei 1,99 Euro kann man nichts verkehrt machen, noch dazu wenns nur Teig, Tomaten und Käse sind. 2 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Mittwochs, muss ich gestehen, gab es keine Pizza ... das wäre zuviel Käse ohne Pause, daher keine Wertung.

Donnerstag vergangene Woche - ein Feiertag, übrigens - wurde "Pablo's Salami & Käse Pizza", eine Spar-Eigenmarke, von mir getestet. Das war eine verdammt gute Pizza, zumindest unter den Tiefkühl-Proben! 2,5 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Am Freitag, soweit ich mich erinnere, dürfte ich auch etwas Italienisches gegessen haben ... ich glaub es waren Spaghetti...

Samstagabend, rechtzeitig zu "Wetten dass..?" hab ich wieder einen Zusteller unter die Lupe genommen. Diesmal "Piccolo"; die Pizzen werden innerhalb von 20 Minuten ohne Zustellgebühren geliefert auch am Samstagabend! 3,5 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Und zum krönenden Abschluss nochmal eine Zustellpizza Sonntagnacht. Nacht deshalb, weil die Pizza zwar vor 19 Uhr geordert wurde, aber erst gegen 20:30 Uhr zugestellt wurde! Den Angestellten der "Pizzeria Gabriela" im Salzburger City-Center dürfte wohl nicht bewusst sein, dass es in Studentenheimen Gegensprechanlagen gibt. Steht man vor verschlossener Tür, fährt der Zusteller einfach mit der Pizza wieder heim und wartet bis/ob man sich nochmal meldet :-( Die Pizza, by the way, hat mich auch nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Das gibt 0 von 5 möglichen Pizzatest-Sternen!

Nachdem ich nun für lange Zeit keine Pizza mehr essen will kann ich der Leserschaft aus Salzburg nur empfehlen bei "Piccolo" zu bestellen - die sind schnell und gut! Vielleicht gibts wiedermal Testwochen bei McTinchen zB Kebap oder Burger ... naja mal überlegen. Bis dahin trink ich mal einen Schnaps zum Fettspalten.

Sonntag, Dezember 11, 2005

Get rich or try dying??

Eigentlich heißt der neue Film und das neue Album von Gangstarapper 50 Cent "Get rich or die tryin'", aber wenn man Thommy Gottschalk ist, wird einem dieser mehrmalige Versprecher augenzwinkernd verziehen.

Gestern Abend bei "Wetten dass..?" leistete sich auch Verona Pooth (vormals Feldbusch), ein echtes Kind Düsseldorfs - woher die Liveübertragung kam - der deutschen Modehochburg, einen standesgemäßen Fauxpas: Bei der Stadtwette sollten eine bestimmte Anzahl Japaner den Gassenhauer "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben" singen. Verona startete ihren Aufruf an "alle, die weniger sehen als wir Europäer" ... naja, die Gute ist zwar schön anzusehen - weil perfekt gestylt - aber offenkundig dumm wie Brot.

Zurück zu Thommys erstem musikalischen Stargast: 50 Cent. Er kam durch die rundum beleuchtete "Wetten dass..?"-Tür und ich hatte schon genug. Fifty gab Thommy gleich nach dem Shakehands seine Winterjacke zu halten und setzte sich pimpig auf die Bank, dann folgte das obligatorische Interview, wobei Thommy ja als geübter Showmaster Fragen stellt, die die gewünschte Antwort ja bereits implizieren. Beispiel:"Fifty, du hattest ja eine schwere Kindheit; aufgewachsen bist du ohne Vater und die Mutter wurde erschossen. Wie fühlt man sich da so?" Fifty schaut in die Kamera und sagt mit seinen treuherzigen Augen:"Es ist schon hart, wenn man nur mit einem Elternteil aufwächst, blablabla..."
Danach folgt ein kurzer Ausschnitt aus seinem cineastischen Oeuvre, noch ein paar Fragen über das Verhältnis zu Eminem - der ja einer seiner besten Freunde ist - und zum Abschluss wird nochmal richtig auf den Mann gezoomt, der es vom Straßenkind und perspektivenlosen (Klein-)Kriminellen mit Hilfe der Musik zum Multi-Millionär gebracht haben soll. Den Zuschauer, also mich, überkommt ein leichtes Gefühl des Neides, denn alleine mit Fiftys mit Brillianten besetzter Golduhr könnte man sich wahrscheinlich einen ordentlichen Kleinwagen, oder zumindest eine kleine Wohnung kaufen. Von den protzigen Ohrsteckern, der schweren Goldkette, die sich in den Stiernacken des Rappers eingräbt, und dem restlichen Schmuck will ich garnicht erst reden - er lebt wohl den american dream.

Am Interessantesten bei diesem Stargast war es, zu beobachten wie verloren er teilweise wirkte. Es gilt zwar für "Wetten dass..?" in etwa dasselbe als für eine "Tonight Show" - Letterman pusht die Stars in den Staaten und Thommy Gottschalk lädt und macht die Stars im deutschsprachigen Raum - aber Fifty dürfte wohl nicht so richtig von seinem Management darauf vorbereitet worden sein, was ihn erwartet. So saß er etwas scheu da, sobald er nicht zugequatscht wurde und irgendwie bröckelte das Image eines ehemaligen Gangsters gewaltig. Hätte 50 Cent sich genauso gegeben, wie in seinen Musikclips, hätte man ihm den bösen Ghettopimp mit der Wumme am Gürtel widerstandslos abgekauft, aber es scheint als wäre auch er mehr Machwerk seines Managements.
Der Zenit der Show war mit einem unmotivierten Herumgekicke von Fifty, Thommy, Robbie Williams und zwei deutschen Fußballern (deren Name ich mir nicht merken wollte) erreicht und somit konnte ich nach einer guten Stunde beruhigt meinen Fernseher ausschalten.

Die ursprüngliche Idee der Show, dass einfache Leute einmal im Fernsehen auftreten und großteils Irrsinniges an Wetten darbieten, ist schon lange über den Jordan geschickt worden. Stars und Promis sitzen gemütlich im Rampenlicht auf der Couch, mampfen jede Menge Gummibären und machen großteils Werbung in eigener Sache; Ben Kingsley bewirbt seinen neuen Film "Oliver Twist", Robbie und Fifty kommen wegen ihrer neuen Alben mal kurz vorbei, bei jeder Ausstrahlung ist ein Quoten-Comedian dabei - diesmal Atze Schröder - und so weiter...

Sonntag, Dezember 04, 2005

Häferlgucken am Christkindlmarkt

Freitags wurde die Punschsaison von mir offiziell eröffnet, das heißt eigentlich war es ja Glühmost mit dem angestoßen wurde, aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein.

Nachdem in Salzburg ja nicht nur das Leben per se teuer ist, und man auch versucht die Bevölkerung bei der Pflege abendländischen Kulturgutes abzuzocken, war meine Begleitung nicht schlecht erstaunt, als ich mit zwei mickrigen Häferln Glühmost und dem Restwechselgeld von 2,40 Euro zurückkam. Fairer Weise muss ich hinzufügen, dass pro Tasse ein Pfand von 2 Euro eingehoben wurde - trotzdem ein Schockmoment für uns arme Studenten und Mindestlohnempfänger.
Obwohl an allen Ecken weihnachtliches Handwerk zum Verkauf angepriesen wird, eine Bläsergruppe am Treppenabsatz des Doms musizierte und man sich der olfaktorischen Zwangsbeglückung mit Weihrauch nicht entziehen konnte, wollte einfach keine Weihnachtsstimmung in mir aufkommen. Wahrscheinlich, weil meine Zehen schon langsam ansetzten Frostbeulen zu bilden und, weil mir dieser Punschstandl-Tourismus nicht die innere Ruhe und Besinnlichkeit beschert, die die "stillste" Zeit im Jahr bringen soll.

Einen Wehrmutstropfen in dieser Anhäufung von vorweihnachtlichen Pflichtübungen gibt es dann doch: Samstagnachmittag schneite es in Wattebausch-Dimensionen - die richtige Winter- und Weihnachsstimmung flackerte kurz auf - und nicht zuletzt deshalb, weil ich fast kein Radio höre, wurde ich erst vor gut einer Woche das erste Mal mit WHAMs "Last Christmas" gefoltert.

Vielleicht kehrt ja doch noch irgendwo zwischen laufenden Nasen und Halsschmerzen ein bisserl Ruhe ein, nicht wegen Weihnachten, sondern weil ich mich in meinen 4 Wänden einsperre und die einsame Ruhe mit einem guten Buch oder Film genieße.

... zum Schluss noch mein liebstes Weihnachstgedicht (damit sind viele tolle Kindheitserinnerungen verbunden) von Joseph v. Eichendorff:

Markt und Straßen stehen verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein stehen und schauen,
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld,
hehres Glänzen, heiliges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigts wie wunderbares Singen -
o du gnadenreiche Zeit.